Internationale Jugendbegegungsmaßnahme in Schottland 2011

Im August 2011 führte das Trommler-, Pfeifer- und Fanfarencorps Höngen e.V. gemeinsam mit der "Borthwick Pipe Band" aus Gorebridge in Schottland eine mit Mitteln aus dem KJP des Bundes geförderte Jugendbgegnungsmaßnahme durch. Beide Vereine kennen sich schon lange, denn es verbindet sie eine mehr als 30-jährige Partnerschaft, die im Rahmen eines Besuchs angeregt durch den Partnerschaftausschuss der Kreise Midlothian in Schottland und dem Kreis Heinsberg entstanden ist.

Bei den teilnehmenden 21 Jugendlichen war die Vorfreude groß, besonders bei denen, die schon einmal an einer solchen, bereits mehrfach durchgeführten Maßnahme teilgenommen hatten. Man freute sich auf ein Wiedersehen mit den schottischen Freunden und natürlich auf die Fahrt selbst, die immer wieder ein besonderes Erlebnis für die Teilnehmer darstellt. Schon vor der Fahrt hatten sich die Teilnehmer auf das Ereignis intensiv vorbereitet. So waren die Älteren maßgeblich mit in die Planung eingebunden. Hier hieß es die günstigste Reisemöglichkeit zu eruieren und Angebote für Busunternehmen, Versicherungen und den Fährtransfer einzuholen. Das Programm sowie die Unterbringung wurde dank der vielfältigen Möglichkeiten des Internets und der neuen Medien gemeinsam von schottischen und deutschen Jugendlichen organisiert. Dazu waren im Vorfeld Vorbereitungsgruppen gebildet worden, die von den jeweiligen Leitungspersonen aus beiden Vereinen maßgeblich unterstützt wurden. Insbesondere durch die Initiative unserer schottischer Gastgeber gelang es wiederum ein abwechslungsreiches und interessantes Besuchsprogramm auf die Beine zu stellen. Als Leitfaden diente diesmal nicht die Musik, sondern die zweite gemeinsame Wurzel, die den District Midlothian mit dem Kreis Heinsberg verbindet, die Bergbauvergangenheit.

Da bei dieser Begegnung neben den persönlichen Kontakten der jugendlichen Mitglieder beider Vereine auch das Kennenlernen von Lebensweise und Kultur im Vordergrund standen, wurden die Jugendlichen im Vorfeld auch diesbezüglich fit gemacht. Bei einem Vorbereitungstreffen konnten sich die jungen deutschen Teilnehmer über das Land informieren und für die offiziellen Begegnungen mit Politikern Themen und Fragen zusammengetragen, die für sie wichtig und von Bedeutung waren.

 

Sonntag, 14. August

Mit schottisch geschmücktem Reisebus führte der erste Teil der Reise nach Rotterdam. Hier schifften wir uns zum wiederholten Male auf einem der größten Fährschiffe der Welt ein, das uns über Nacht nach Hull in England bringen sollte, um von dort die Reise mit Bus bis Gorebridge in Schottland fortzusetzen.

Die uns mittlerweile wohlbekannte Fähre hatte ein vielfältiges Angebot an Attraktionen, vom Supermarkt, über Restaurants, Spielhalle, Kino bis Livemusik in der Disco. Natürlich ließen auch die faszinierenden Abläufe im Hafen keine Langeweile aufkommen.

 

Montag, 15. August

Morgens gingen wir gut gestärkt mit dem ersten englischen Frühstück von Bord. Endlich hatten wir englischen Boden unter den Füßen. Nach sechs Stunden Fahrtzeit streikte dann aber unser Bus, an dem eine Druckluftleitung abgerissen war und so mussten wir zunächst zwei Stunden auf einem schottischem Motorway stehen bleiben bis James von der Pipe Band zwei Mechaniker organisiert hatte, die uns entgegenfuhren und unseren Bus innerhalb von Minuten wieder fit machen konnten.Nach zermürbender Hinfahrt erreichten wir schließlich mit leichter Verspätung unser Ziel.

 

Die ganze Pipe Band war zur Begrüßung angetreten und stimmte mit Dudelsackklängen die Teilnehmer auf die kommenden Tage ein. Es war ein tolles und herzliches Wiedersehen, und für die Neuen ein erstes Kennenlernen, das bei einem gemeinsamen Abendessen im Arniston Rangers Club gefeiert wurde.

 

Dienstag 16. August

Am Dienstagmorgen gab es zunächst einen offiziellen Begrüßungsempfang durch Lokalpolitiker, der mit einem Vortrag über Kultur und Leben in Schottland, vorgetragen durch Mitglieder der Pipe Band im Gorebridge Leasure Centre, sowie einer Frage- und Diskussionsrunde durchgeführt wurde.
Dort gab es auch schon einen Einstieg in den Themenkomplex, der die Jugendlichen die Woche über begleiten sollte. Mit dem interessanten und humorvollen Vortrag eines alten Kohlekumpels wurde der Kohlegeruch und Schmutz in der Region sprichwörtlich wieder spürbar.

 

Dies war aber nur der Vorgeschmack auf das eigentliche Bergbauerlebnis. Den Nachmittag verbrachte die deutsch-schottische Gruppe im Scottish Mining Museum in Newtongrange. Die ehemalige "Victoria Colliery" Newtongrange liegt nur etwa drei Kilometer entfernt von Gorebridge und so ist jedem klar, womit früher die Großväter und Väter der schottischen Jugendlichen ihr Geld verdienten. Deren Alltag wurde spannend in der Ausstellung greifbar. Auch wenn die Action im Bergwerk allen Jugendlichen sichtlich Spaß machte, so war man sich einig, dass keiner mit seinem heutigem Leben tauschen wollte. Besonders interessierte dabei einige die Frage nach der Entrichtung des großen Geschäfts unter Tage. Bevor dort endlich in den siebziger Jahren ordentliche Toiletten installiert wurden, hatten die Bergleute ihre Hinterlassenschaften in den Ecken der Stollen einfach mit einem weißen Kreidekreuz markiert, was sichtlich zur Ermunterung der Gruppe beitrug.

(Gruppenfoto vor dem Scottish Mining Museum in Newtongrange)

Für noch mehr Lachen sorgte dann allerdings der von den schottischen Jugendlichen gestaltete "deutsche Abend", der so ziemlich jedes Klischee über Deutschland erfüllte. Deustchland = Bayern? Naja, das wird wohl immer so bleiben. Im Übrigen bemühten sich die Bayischen Gebirgsjäger beim Tattoo am Freitag nach besten Kräften dieses Klischee aufrecht zu erhalten, was uns Rheinländer dann doch in sichtliche Erklärungsnot brachte. "No, it´s not usual to wear Lederhosen any time in Germany!"  Nichtsdestotrotz waren der Abend und die Party großartig.

 

Mittwoch 17. August

Am diesem Tag stand als erstes der Besuch einer ökumenischen Messfeier in der historischen Rosline Chapel auf dem Programm. Der kleine Ort Rosline ist seit dem Thriller "The Da Vinci Code" von Dan Brown ein wahrer Touristenmagnet geworden und so betrachteten wir es natülich als besondere Ehre dort sein zu dürfen. Besonders für die Dan Brown Fans unter uns wird diese Messe unvergessen bleiben, wobei diese am Morgen ihre Gedanken wohl eher bei irgendwelchen Freimaurerverschwörungen denn beim Gottesdienst gehabt haben.

Wir hatten vorher von den Schotten mitgeteilt bekommen, dass Mitglieder unserer Gruppe diese musikalisch mitgestalten durften. So brachten einige Mitgliederein paar Kirchenstücke auf der Konzertflöte zu Gehör, was von den wenigen Gottesdienstbesuchern mit Beifall belohnt wurde.

Der Mittwoch hatte es in sich. Denn nach dem frühen Aufstehen und der Messfeier am mystischen Ort Rosline Chapel ging es an die Arbeit. Aber nicht mit Hammer, Picke und Schaufel, sondern mit Köpfchen. Auf dem Programm stand der gemeinsame Workshopnachmittag mit dem Thema: "Die Geschichte der Arbeit und des Arbeitens im District Midlothian und im Kreis Heinsberg während und nach der Bergbauzeit". Alle - naja fast alle - hatten Spaß in Ihren Gruppen und die Ergebnisse, die anschließend präsentiert wurden, können sich wahrlich sehen lassen. Das Wort Strukturwandel ist seit diesem Mittwoch das Lieblingswort aller Jugendlichen jenseits und diesseits des Kanals, so ist zumindest zu hoffen. 

Diejenigen, die noch Kraft genug hatten, verloren diese spätestens beim gemeinsamen Geocaching-Event auf dem erloschenen Vulkan Athurs Seat, bei dem die zurückgelegten Höhenmeter jeden Bergsteiger aufhorchen lassen müssen. Der Abend klang dann im Gorebridge youth club aus. Von ausgelassenem Feiern konnte nach den bewältigten Strapazen keine Rede mehr sein. Dennoch erwiesen sich einige als "unkaputtbar" und tanzten bis die "Last order" die Heimfahrt einläutete.

 

(erloschener Vulkan Arthurs Seat, den es beim Geocaching zu bezwingen galt)

Donnerstag, 18. August

Nach dem anstrengenden Mittwoch war das Programm am Donnerstag zwar nicht erholsamer aber ein toller Ausgleich. Gleich nach dem Frühstück stand die Fahrt nach Edinburgh auf dem Programm, wo unsere Partnerschaftsband eine Stadtrallye organisiert hatte und uns so ihre Landeshauptstadt aktiv näherbrachte. Das Flair von Edinburgh ist unvergleichlich. Tausende Touristen aus der ganzen Welt tummelten sich mit uns in der Innenstadt, um am Trubel des Edinburgh Fringe Festivals teilzuhaben. Dieses ist das größte (Gratis-)Kleinkunstfestival der Welt. An jeder Ecke gab es etwas zu sehen, überall gab es ein Cafe, in dem man sich Comedyvorführungen anschauen oder selbstgemachter Musik lauschen konnte. So war die Stadtrallye von den schottischen Freunden bewusst so organisiert worden, dass wir auch Informationen in Kleinshows sammeln oder bestimmte unverwechselbare Stand-up-Comedians und Straßenkünstler im Gewirr ausfindig machen mussten.

 

Wir erlebten alle einen aufregenden Tag in der City, der weit mehr bot als eine gewöhnliche Stadtrallye. Am Abend wurden schließlich die Sieger gekührt und der Abend fand bei guter Discomusik seinen runden Abschluss.

 

Freitag, 19. August

An diesem Morgen stand der obligatorische offizielle Empfang beim District Midlothian auf dem Programm. Dieser sollte beim Kreistag in Dalkeith stattfinden. Der Empfang musste aber leider aus uns nicht ersichtlichen Gründen ausfallen. Dennoch war es gut, dass wir schon vorher unser Themengebiet festgezurrt hatten und so konnten einige engagierte Menschen auf uns eingehen.

Wir erhielten die Gelegenheit vor Publikum unsere Workshopergebnisse vorzustellen. Danach ging es in die heiße Diskussion mit Erwachsenen und Jugendlichen aus Schottland und Deutschland. Dazu hatten sich die schottischen Gastgeber die Idee eines Jugendparlaments ausgedacht. Es wurde über anderthalb Stunden über spannende Fragen wie Jugendarbeitslosigkeit, Bildung oder über Möglichkeiten, bessere Chancen für Jugendliche auf dem Arbeitsmarkt zu schaffen, diskutiert.

Nach dem Mittagessen ging es dann zur Tanzschule, wo zur Freude der Mädels ein schottischer Tanznachmittag auf dem Programm stand. Wie perfektes Highland Dancing funktioniert, sahen wir schließlich am Abend bei der Abendvorstellung des Royal Edinburgh Military Tattoo. Dort konnten wir auch einen Blick hinter die Kulissen werfen. Zum Erstaunen ein paar Weniger trafen wir dort auf einige Brasilianer, die uns zuvor schon einmal in Edinburgh begegnet waren.

 

 

Samstag, 20. August

Morgens gab es das gemeinsame Volleyballturnier in der Greenhallschool. Im Allgemeinen mussten wir feststellen, dass die Schotten keineswegs kleiner als die Deutschen gebaut sind und deswegen waren wir mit Platz drei und vier von sechs Teams durchaus zufrieden. Alle hatten Spaß, der vom Ortsvorsteher gestiftete Wanderpkal blieb in Schottland und wir haben blaue Arme. Das ist die Bilanz eines lustigen Morgens.

Den Nachmittag konnten die Teilnehmer nutzen, um mit ihren Gastfamilien ein paar Stunden in und um Gorebridge zu verbringen und ihre neu geschlossenen oder gerade aufgefrischten Freundschaften ein wenig zu pflegen.

Wie immer fand das Ende der Jugendbegnungsmaßnahme im Gorebridge Bowling Club statt. Mit Livemusik, Buffet, Reden sowie musikalischen Auftritten der Pipe Band und einigen Solisten unseres Corps verlief der Abend nach dem Prinzip "The same precedure as every year!" Die nächsten privaten Besuche wurden vereinbart und natürlich die Schotten für 2013 nach Höngen eingeladen. Alle waren müde und voller Abschiedsstimmung, aber dennoch war es wie an allen anderen Abenden ganz schön lustig.


 

Sonntag, 21. August

Um 9.30 Uhr hieß es "Goodbye Gorebridge", denn es lagen noch 7 Stunden Busfahrt bis zur Fähre in Hull vor uns. Dieses Mal mussten wir uns besonders beeilen, da unsere Fähre nach Zeebrugge schon zwei Stunden eher ablegte als die nach Rotterdam. Wir kamen dennoch pünktlich an. Die Fähre war etwas kleiner als die auf der Hinfahrt, jedoch hatte das ja auch seine Reize, wie mancher Teilnehmer die kurzen Wege zu schätzen lernte.

Montag, 22. August

Gegen 13 Uhr erreichten wir wieder unsere geliebte Heimat und wurden dort von den per Handy informierten Lieben empfangen.

Alle Teilnehmer waren sich einig, dass diese Jugendbegegnung wieder ein voller Erfolg war der unbedingt wiederholt werden muss.

Bedanken möchten wir uns an dieser Stelle auch bei der Kreissparkasse Heinsberg, die mit einem großzügigen Zuschuss diese Begegnungsmaßnahme unterstützt hat.

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